Nichts zu tun mit einem Gartenzaun, einem gewöhnlichen Maschendrahtzaun oder auch einem herkömmlichen Doppelstabmattenzaun hat schon der Stacheldraht. Wie die Erfahrung über Jahrhunderte aber zeigt, steigert die kriegerische Auseinandersetzung beim Menschen den Erfindungsgeist.
Manche behaupten ja sogar, ohne Kriege gäbe es keine Kultur, ohne Zerstörung keine Innovation. Was die Herstellung von Zäunen und Zaunanlagen im Sinne der Kriegsführung angeht, so hat eine Spezies des Zaunes traurige Berühmtheit erlangt. Der berüchtigte NATO-Draht.
Rasiermesserähnliche Schneiden
Unter dem Begriff NATO-Draht versteht man eine Variante des Stacheldrahtes. Dabei werden mit Schneiden bewehrte Drähte in Rollen gedreht, so zu verhindern, dass Personen und auch Fahrzeuge passieren können. Die Rollen des NATO-Drahtes, die sich als einzelne Zaunelemente jeweils bis zu etwa 15 Meter auseinanderziehen lassen, sind wesentlich schwerer zu umgehen und fast unmöglich zu durchsteigen.
An den rasiermesserscharfen Schneiden bleibt man sehr schnell hängen, die Widerhaken halten einen gefangen – jede Bewegung fesselt einen mehr. Die Geburt des NATO-Drahtes haben wir der Not der Deutschen im Ersten Weltkrieg zu verdanken. Gerade im Ersten Weltkrieg waren Drähte aller Art – es handelte sich größtenteils um einen Stellungskrieg – Maschendrahtzäune, Metallzäune, Stacheldrahtzäune, Stabgitterzäune, Gitterzäune im Allgemeinen, äußerste Mangelware.
Deswegen begannen findige Ingenieure Maschinen zu entwickeln, die aus Stahlbändern einen Flachdraht mit Schneiden in kleinen Dreiecksformen herstellten. Die Herstellung dieses neuen Stacheldrahttyps war ausgesprochen einfach und wenig zeitaufwendig. Diese ersten Ausführungen des NATO-Drahtes, wie er später heißen sollte, konnte man jedoch mit einer Blechschere sehr leicht durchtrennen.
Vom Beginn des Kalten Krieges an, in den 1960er Jahren und in der Folge wurde der NATO-Draht unter verschiedenen Bezeichnungen wie „S-Draht“, „Z-Draht“, „Klingendraht“ oder „Widerhakensperrdraht“ auch „Bandstacheldraht“ ein kommerzieller Erfolg. Dieser Draht ist leichter und effizienter als herkömmlicher Stacheldraht. Er ist leichter zu transportieren und zu handeln. Sein Wirkungsgrad ist enorm.
Lange Messer
Die Fertigung der Klingen des Drahts für die einzelnen Zaunelemente des Widerhakensperrdrahtes erfolgt mit speziellen Stanzmaschinen. Eine vollkommen andere Fertigungsmethode als bei den herkömmlichen Zäunen, wie dem bei Zaunanlagen in der Privatwirtschaft und im Gewerbe beliebten Stabgitterzaun, dem Drahtgitterzaun oder dem Doppelstabmattenzaun. Denn die einzelnen Klingen werden mithilfe von Widerstandspressen an dem Draht angebracht.
Es gibt diverse Klingenlängen. Da sind kurze, von zehn bis fünfzehn Millimetern, dann welche bis zu 25 Millimeter und schließlich die langen Messer, die bis zu einem Zentimeter lang sind – und auch psychologisch eine ausgezeichnete Wirkung haben.